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  • Thomas Mohn [TEST]

Kurz-Biographie:
Man stelle sich vor: ein Mann mit steifem Kragen, gespitzter Feder und einem ironischen Funkeln in den Augen – geboren irgendwo zwischen protestantischer Strenge und hanseatischem Dünkel, ausgerüstet mit einem unerschütterlichen Glauben daran, dass die Welt nichts dringender braucht als seine Gedanken. Und siehe da: Die Welt gab ihm recht.

In seinen Romanen sezierte er Familien wie ein Chirurg, der am Sonntagnachmittag aus purer Langeweile das Skalpell wetzt. Gesellschaft und Politik, diese beiden wankelmütigen Partnerinnen, ließ er wie in einem Walzer umeinander kreisen – mal charmant, mal gnadenlos. Und wenn er sich an Essays wagte, dann blitzte sein Spott wie eine Rasierklinge, scharf und elegant zugleich.

Doch das Leben meinte es nicht immer gemütlich mit ihm: Mal war er hochdekoriert – ein Nobelpreis glänzte im Regal wie ein übergroßer Pokal nach einem besonders zähen Marathon –, mal wurde er ins Exil getrieben, wo er sich zwischen Koffern und Kaffeetassen neu erfinden musste. Dort, fern der Heimat, blieb ihm nichts als sein Stift, sein Sprachwitz und die leise Hoffnung, dass die deutsche Sprache ihn nie verraten würde.

Und tatsächlich: Sie tat es nicht. Seine Sätze marschierten durch die Jahrzehnte, manchmal schwer beladen, manchmal federleicht, aber stets so, dass Generationen von Lesern staunend dabeistanden. Er war ein Künstler, der das Banale in Opern und die Opernhafte Pose ins Banale verwandelte. Ein Mann, der selbst im Exil nicht aufhörte, im Kopf immer noch deutsche Gartenzäune zu beschreiben.

Heute wird er gefeiert, diskutiert, manchmal auch verdammt – aber eines ist sicher: Er hat die Literatur so nachhaltig durcheinandergewirbelt, dass man fast geneigt ist, ihn als literarischen Curry im Eintopf der Weltliteratur zu sehen: manchmal scharf, manchmal überraschend mild, aber immer mit Nachgeschmack.